Workshop Grundputze

31. Mai – 01. Juni 2019

Lehmgrundputze:
Baustellenmischung & Handwerk

Praxisworkshop 2019-2 in Seuzach

 

Themen

  • Lehmgrundputze: Ihre Anwendung in der Altbau-Renovation
  • Baustellenmischung in der Praxis
  • Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen
  • Vergleich von Werkmörteln von Lehmbaustoff- Produzenten
  • Verputzhandwerk üben


Bauobjekt

Im alten Dorfkern von Seuzach wird das Vielzweckbauernhaus aus dem 16./17.Jh. umgebaut. Der Wohnteil wird komplett saniert, im Ökonomieteil entstehen neu 3 Wohnungen. Ziel ist es, das unter Denkmalschutz stehende Haus mit dem Minergie-Eco Label zu zertifizieren, d.h. es werden naturbelassene, ressourcenschonende Materialien verwendet.
Neben Dämmputz auf der Innenseite der Aussenwände sind verschiedene bestehende Wandkonstruktionen (ca. 400 m2) mit Kalk und Lehm zu verputzen.
 

Kursinhalt

  • Beurteilen der Lehmputz-Bemusterungen von Workshop 1
  • Umsetzen der ‘besten’ Rezepturen in den grossen Massstab
  • Material-Logistik, Baustellen-Einrichtung, Mischtechniken, Materialförderung händisch/maschinell zum Einsatzort
  • Theorie und Praxis des Verputzens mit Lehm
  • Lehmputz-Auftrag von Hand und mit Verputzmaschine
  • Diskussion zu Maschinentechnologie im Verputz-Handwerk. Anwendungs-Spektrum und Grenzen
  • Grundputz als fertige Oberfläche? Diskussion und Anregungen
  • Armierung von Lehmputz, Trocknungszeiten, Oberflächenbearbeitung, Anstrich


Kursziele:

  • Baustellen-Logistik verstehen lernen
  • Baustellen-Einrichtung optimieren können auf die Anforderungen der aktuellen Bauaufgabe
  • Lehmputz-Eigenschaften kennen, beurteilen und optimieren können
  • Lehm-Grundputzmischungen rationell herstellen können
  • Praktisches handwerkliches Können weiterentwickeln
  • Unser Selbstbewusstsein auf der Lehm-Baustelle festigen als Botschafter-Innen eines Baustoffes mit grosser Vergangenheit und grosser Zukunft.

Bericht zum Praxis-Workshop

 

Im zweiten Teil des Kurses beschäftigten wir uns an zwei Tagen theoretisch und praktisch mit der Herstellung und Verarbeitung von Lehmputzen aus Rohmaterialien.

Es wurde wieder in Kleingruppen gearbeitet. Die Gruppe konnte, je nach Präferenzen, frei gewechselt werden.
Am ersten Kurstag gab es eine kurze Wiederholung des ersten Kurses eine Woche zuvor und die Ergebnisse wurden angeschaut und besprochen. Danach galt es noch einige Untergründe fertig vorzubereiten.
Später befasste sich eine Gruppe mit dem Einbetten von Abschirmgewebe der Firma Sto, das in zwei Lagen mit 5mm Distanz in Lehm eingebettet wurde. Eine Lage vertikal, die zweite diagonal.
Eine andere Gruppe beschäftigte sich mit dem maschinellen Anspritzen von Lehmmörtel auf Wandheizungsflächen mit verschiedenen Untergründen (Gips mit Mineralputzgrundierung, oder Schilfmatten).
Eine weitere Gruppe konnte auf verschiedenen Untergründen Unterputz aufziehen und anwerfen. An einer Stelle  wurde auch schon ein Naturfaser-gewebe als Putzarmierung eingebettet.
Ausserdem wurden mit Sott belastete Gefache mit einem Mörtel mit Kuhdunganteil verputzt um dessen Sperrkraft zu erforschen. Auf die Ergebnisse sind wir gespannt.
Zeitgleich entwickelte und lieferte die Mörtelgruppe  verschiedene Lehmmörtel für alle oben genannten Anwendungsbereiche. Zur Verfügung standen dieselben Rohmaterialien wie im ersten Kurs.

Die Ergebnisse waren:

  • ein klebriger, fetter Einbettmörtel aus Lehm und feinem Sand (Korngrösse 0-2mm) ohne Fasern für das Einbringen des Abschirmgewebes. (Anforderung: Putzmaschinengängig)
  • derselbe Mörtel, jedoch mit ein bisschen feinen Fasern (Seegras) zum maschinellen Anspritzen der Wandheizungsoberflächen (Anforderung: Putzmaschinengängig)
  • ein Grundputz mit der Grundlage des Einbettmörtels, dem gröberer Maurersand (bis 4mm Korn), mehr Lehm sowie Kurzstroh und feine Grasfasern zugegeben wurden
  • ein klassischer Grundputz ohne die Grundlage mit so viel feinem Sandanteil
  • ein faseriger Stopfmörtel, um verbliebene grössere Löcher zu füllen
  • ein Mörtel mit Kuhdunganteil


Bei den verschiedenen gemeinsamen Rundgängen über die Baustelle wurden die Anforderungen für die Mörtel besprochen, kritisiert und gegebenenfalls die Mischungen angepasst. So war es für alle möglich nachzuvollziehen, wie aus verschiedenen lokalen Materialien optimierte Verputzergebnisse entstehen können.

Im Allgemeinen herrschte eine dynamische personelle Fluktuation zwischen den Gruppen, so dass alle Teilnehmenden die Möglichkeit hatten genau dann dort zu sein, wo sie ihr Interesse gerade hinzog. Nichtsdestotrotz konnten am Ende des zweiten Kurstages viele Ergebnisse an den Wänden bewundert und besprochen werden.

Danke für einen gelungenen Kurs in Seuzach!

 

Lona Tulinski, 3. Juni 2019

Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Andreas Egli
Arno Labouré
Ralph Künzler

Ort

Seuzach ZH