Workshop Untergründe, Dämm- und Grundputze
24. – 25. Mai 2019
Putzvorbereitungen
Praxisworkshop 2019-1 in Seuzach
Themen
- Untergrundvorbereitung für Lehmputze
- Kalk-Dämmputz-Baustellenmischung
- Lehmgrundputz-Entwicklung aus lokalen Komponeneten
Bauobjekt
Im alten Dorfkern von Seuzach wird das Vielzweckbauernhaus aus dem 16./17.Jh. umgebaut. Der Wohnteil wird komplett saniert, im Ökonomieteil entstehen neu 3 Wohnungen. Ziel ist es, das unter Denkmalschutz stehende Haus mit dem Minergie-Eco Label zu zertifizieren, d.h. es werden naturbelassene, ressourcenschonende Materialien verwendet.
Neben 150 m2 Dämmputz auf der Innenseite der Aussenwände sind verschiedene bestehende Wandkonstruktionen (ca. 400 m2) mit Kalk und Lehm zu verputzen. Durch die grosse Vielfalt an Untergründen können viele Aufgabenstellungen im Kurs behandelt werden.
Ein fachgerechtes Endergebnis von Lehmputzarbeiten beginnt bei der Vorbereitung der Untergründe.
Kursinhalt
Verschiedene Untergründe vorbereiten für den
Auftrag von Lehmgrundputz und Kalk-Dämmputz
- Baustelleneinrichtung/Abdeckarbeiten
- Bemusterung verschiedener Grundputz-Mischungen
- Beurteilung von verschiedenen Untergründen
- Materialpalette für Vorbereitungsarbeiten kennenlernen
- Ausflicken, Reparieren
- Ausgleichsschichten
- Putzträger: Schilf, Streckmetall
- Grundierungen
- Gefache: Fixierung, Verfestigung
- Haftanstriche, Schlämmen
- Natursteinmauerwerke vorbereiten
- Trocknungszeiten, weitere Schritte
Kursziele:
- bestehende Konstruktionen erkennen und beurteilen können,
- sinnvolle Massnahmen zur Vorbereitung einer Verputzfläche definieren können (Materialien, Arbeitstechniken)
- Rezepturen von Reparaturmörtel, Ausgleichsputz, Haftanstrich etc. kennen und anwenden
- Grundputzmischungen kennenlernen und verstehen, unterschiedliche Rezepturen für Untergründe und die vorgesehene Arbeitstechnik anpassen können
Bericht zum Praxis-Workshop
Die zwei Kurstage der IG Lehm auf der Baustelle in Seuzach waren wieder einmal ein voller Erfolg!
Die Kursleitenden Arnaud Labouré, Andreas Egli und Ralph Küenzler, die auch als Arbeitsgemeinschaft für die Dämmung und die Naturputze der Baustelle verantwortlich sind, haben ein spannendes und vielseitiges Kursprogramm vorbereitet. Es war eine sehr gute Mischung aus Theorie und Praxis. Die Bauleitung, Christiane Löffler und Doris Müller, waren dabei und gerne dazu bereit, Fragen zum Bauprojekt zu beantworten. Am ersten Kurstag gab es eine Begrüssung durch den Bauherren und er stellte sich und sein Projekt vor.
Die Gruppe der Teilnehmenden setzte sich aus den verschiedensten Graden von Vorwissen und Fertigkeiten zusammen. Von Architekt*innen, über Selbstbauende und Neulinge, bis hin zu erfahrenen Fachkräften war alles vertreten. Diese Mischung sorgte für einen regen Austausch und viele verschiedene Lernmöglichkeiten.
Das sehr alte und teilweise Denkmalgeschützte Gebäude war für einen Kurs, bei dem es um die Vorbereitung verschiedenster Untergründe für Kalk- und Lehmputze ging, denkbar gut geeignet. Es gab verschiedenste Problemfelder: Von teilweise instabilen Gefachen bis hin zu bröseligem Mauerwerk und neuen Holzwänden war alles vorhanden. Am ersten Tag gab es eine Einführung in die Geschichte des Gebäudes und einen Überblick über bisherige Massnahmen der Arbeitsgemeinschaft und der Bauleitung zur Sanierung und Stabilisierung.
Die Kursteilnehmenden lernten in Kleingruppen Untergründe zu beurteilen und nachzubearbeiten (Was muss noch weg? Was kann stabilisiert werden?), einen Stopfmörtel herzustellen um grössere Löcher zu flicken, Putzträger aus Schilf und Streckmetall vorzubereiten und zu montieren, Oberflächen mit Lehm- und Sumpfkalkschlämmen zu verfestigen und Haftbrücken aus Lehm aufzutragen. Im Lauf des Tages gab es wiederholt gemeinsame Rundgänge über die Baustelle, die Arbeiten der Kleingruppen wurden vorgestellt und besprochen sowie teilweise auch gemeinsam nach Lösungen für neu erkannte Herausforderungen gesucht.
Ausserdem befassten wir uns mit Dämmputzen aus Kalk und Lehm. Die Arbeitsgemeinschaft hat im Vorfeld schon einen Dämmputz aus Kalk entwickelt, der uns vorgestellt wurde und den eine Kleingruppe am zweiten Tag auch anwenden durfte.
Eine andere Kleingruppe beschäftigte sich zeitgleich mit der Entwicklung eines Dämmputzes aus Lehm. Als mögliche Inhaltsstoffe standen vier verschiedene Lehme als Bindemittel, Bims, Perlit und verschiedene Sande als mineralische Zuschläge und Hanfschäben, Flachs, Tuff, Seegras und Stroh als Faserstoffe sowie Korkstückchen zur Verfügung. Jede Person der Kleingruppe stellte 1-2 Mischungen selber her und konnte diese direkt auf den zuvor vorbereiteten Untergründen auspobieren.
Die perfekte Mischung wurde zwar noch nicht gefunden. Es wurde jedoch schon festgestellt, dass es auf jeden Fall genug Lehm braucht, auch wenn dieser schwer ist, damit die Klebkraft gewährleistet ist. Ausserdem sind lange Fasern der Verarbeitung an der Wand hinderlich.
Es bleibt ein grosser Dank an die Kursleitenden, die Bauleitung, die IG Lehm und natürlich den Bauherren Martin Graf und Esther Hildebrand für die Möglichkeit zu diesem wunderbaren Kurs und die Vorfreude auf den zweiten Teil (31.5. – 1.6.) bei dem es um die Herstellung und Verarbeitung von Grundputzen gehen wird.
Bericht Lona Tulinski, 30.05.2019
Beteiligte Firmen
Veranstalter
IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Andreas Egli
Arno Labouré
Ralph Künzler
Ort
Seuzach ZH