Baustoff-Kreisläufe

05. September 2020

Fachexkursion

Baustoffrecycling Zentrum Ebirec in Rümlang

Zusätzlich zu den 50 Mio Tonnen Aushublehm, welche jedes Jahr auf Deponien landen, fallen durch Abbruch von Gebäuden grosse Mengen teils hochwertiger Bauteile und Baustoffe an, die ihren Weg zurück in den Baustoff-Kreislauf finden müssen.

Wir besuchen mit dem Entwicklungsleiter Patric Van der Haegen eine Sparte von Eberhard Unternehmungen.

  • Recycling bestehender Gebäudestrukturen
  • Baustoffkreisläufe
  • Entsorgung von Aushublehm?
  • Lehm und seine Zuschlagsstoffe

 

Einladung Baustoff-Kreisläufe

Bericht zur Besichtigung

Ebirec Areal in Rümlang

Der Entwicklungsleiter Patric Van der Haegen führt uns durch das BaustoffRecyclingZentrum Ebirec der Eberhard Unternehmungen und stellt uns die unterschiedlichen Recyclingstoffe und deren Herstellungstechnik vor.

Das Rohmaterial Kies
Die Kiesvorräte in der Schweiz sind sehr hoch, allerdings sind aufgrund von Gemeindeerweiterungen, Schutzgebieten etc. immer mehr Kiesvorräte nicht mehr zugänglich. Die Herstellung von Recyclingkies ist also eine gute Alternative zum Kiesabbau.

Bauschutt aus dem Gebäude- und Infrastrukturrückbau in der Schweiz
Bis auf einige Ausnahmefälle landet der Abbruch aus Hoch- und Tiefbau mitunter nach heutzutage recht kurzer Lebensdauer auf Deponien. Die Entsorgungsgebühren sind günstiger als die Wiederverwertung der einzelnen Bauteile, obwohl per Gesetz eigentlich ein Wertstoffkreislauf gefordert wird. Die Kieswerke verdienen fast mehr mit der Annahme und Auffüllung von Bauschutt als vom Abbau des Rohmaterials Kies.

Unterschied Mischabbruch und Betonabbruch
Mischabbruch enthält neben Beton auch andere Baustoffe wie z.B. Ziegelsteine und Keramik. Holz wird zum grössten Teil aussortiert und in die Verbrennung gegeben. Mischabbau ist zu weich und kann nicht als Beton-Zuschlagstoff recycelt werden, da er die statischen Eigenschaften nicht erfüllt. Der gewonnene Kies aus dem Mischabbau wird daher oft als Unterlagsschicht im Strassenbau verwandt und somit downgecyclelt.
Downcycling = Wiederverwendung von Stoffen allerdings nicht mit derselben Wertschöpfung; also das Haus wird zur Strasse; beim Recycling wird aus dem Haus wieder ein Haus.

Der Betonabbruch kann vollständig recycelt werden, abgesehen von Plastikteilen, welche in der Anlage aussortiert werden. Die Bewehrungsstäbe werden dem Alteisen zugefügt und der zerkleinerte Beton in unterschiedliche Korngrössen in der Siebanlage sortiert. Der Recyclingkies kann wieder 1:1 als Zuschlagsstoff im RC-Beton eingesetzt werden.
Das benötigte Sand-Wasser-Zement-Gemisch, um den recycelten Beton zu neuem Beton anzumischen ist allerdings kein Recycling-Produkt. Es gibt jedoch Zement (z.B. susteno*), welcher 10-20% weniger CO2 in der Herstellung benötigt wie der Normalzement.

Auf dem grossen Areal in Rümlang wird der Abbruch getrennt angeliefert, zerkleinert und die verschiedenen Körnungen in den über 40 Silos gelagert, je nach Qualität und Grösse. Bei der Ebirec können unterschiedliche, ungebundene Recyclingkiesgemische bestellt werden sowie Recyclingbetonrezepturen für verschiedenste Anwendungen im Hoch- und Tiefbau.

Recycling-Kies und Produkte für den Lehmbau
Der recycelte Beton kann als Kies auch als Zuschlagsstoff im Lehmbau verwendet werden, um die gewünschte Sieblinie zu erhalten, allerdings enthält dieser rezyklierte Kies Zement und andere Zuschlagsstoffe.
RC-Beton weist wohl die gleichen statischen Eigenschaften auf wie der Normalbeton und kann ohne Probleme im Gebäudebau eingesetzt werden.
Für die statischen Anforderungen im Brückenbau etc. ist er ungeeignet.

Eberhard übernimmt auch lehmhaltigen Aushub. Bisher ist es aber noch nicht möglich, den inhomogenen Lehm direkt von der Baustelle wieder in grossem Stil in den Baustoffkreislauf einzugliedern. Er ist so nicht normierbar und die eigentlich schon brauchbaren Lehmmischungen müssten nach heute gängigen Ansprüchen für eine kontrollierte Mischung aufgesplittet und neu gemischt werden. So landet dieser derzeit noch auf Deponien.
Dennoch fällt bein Auswaschen Lehm im Filterkuchen an, jedoch mit Flockungsmitteln (Polymere) verunreinigt. Die sauberen Kieskomponenten aus der Bodenwaschanlage können allerdings weitergenutzt werden.

Das Interesse an der direkten Weiterverwertung des üppig vorhandenen Aushublehms als Flüssiglehm ist gross, aber es gibt noch keine ausgereifte Technik und Zusatzmittel sind auch da notwendig. Die Entwicklungen, unter anderem an der ETH Zürich** sind jedoch wegweisend.


Sarah Schalles | 16.09.2020

 

*https://circularhub.ch/magazin/details/mit-zement-aus-mischabbruch-den-kreislauf-schliessen/

**https://oxara.ch/
https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2019/02/portrait-gnanli-landrou-oxara.html

 

Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Eberhard Unternehmungen

Ort

Rümlang ZH