Generalversammlung 2024/25

25. Januar 2025

Generalversammlung für die Vereinsjahre 2024/2025

 

Datum: Samstag, 25. Januar 2025

Ort: Restaurant Viva Engardia, Frauenfeldstrasse 2, 8252 Schlatt TG

Einladung GV Paradies

Programm:
09:00 bis 09:40 Eintreffen im grossen Saal des Rest. Viva Engiadina
Kaffee/Tee und Gipfeli, offeriert von der Stroba Naturbaustoffe AG Kemptthal

09:45 bis 12:30 Generalversammlung (siehe Traktandenliste Einladung)

12:45 bis 14:00 Mittagessen: Köstlichkeiten nach Bündner Tradition

Rahmenprogramm:

Seit Kurzem können bei der Firma Kubrix trockene ungebrannte Grünlinge ab Werk Fisibach bezogen werden, welche vor dem Brand aus der Produktionsstrasse herausgenommen werden. Wir sind eingeladen, stellvertretend das Werk Paradies zu besichtigen und das Kapitel Lehmsteine made in Switzerland zu thematisieren. Das Bauen mit Lehmsteine müsste wieder mehr in den Fokus der Planenden und Handwerker gerückt werden.

14:30 bis 15:00 Besichtigung Firma Kubrix AG Ziegelei Werk Paradies, Lehmgrube und Produktion. Begrüssung durch Ralf Müller, Firma Kubrix. Erläuterungen zur Lehmstein-Produktion
Input von der Firma Stroba, vertreten durch Gabriel Graf
Rundgang in 2 Gruppen (gutes Schuhwerk, angemessene Kleidung)

15:30 bis 16:30 Rundgang + Besichtigung Ziegeleimuseum mit historischen Maschinen
Gemeinsamer Gang zur Abbaustelle des sehr tonhaltigen Lehms, Besichtigung weiterer Lagerstätten von Erdmaterial und diversem Zuschlagsmaterial.
Führung durch die stehende Produktionsstrasse. Der Brennofen ist aber in Betrieb

Rückkehr zum Ausgangspunkt. Kleine Ausstellung von historischen Produktionsmaschinen.
Fragerunde

Offizieller Schluss der GV-Veranstaltung ist um 17:00h.

ab 17:00 Ausklang

 

Kühlturm innen Iran.jpg

Visionen zum Lehmbau

Utopie:
etwas, was in der Vorstellung existiert, aber (noch) nicht Wirklichkeit ist

 

Wo steht die IG Lehm oder der Lehmbau in 10 Jahren?
Schreibe ein Postkarte aus der Zukunft und erzähl, wie es so aussieht und was da läuft…in der IG Lehm und im Bausektor

Mitteilung schreiben

Generalversammlung IG Lehm Fachverband Schweiz, 2024-2025, Schlatt

Bericht zum Rahmenprogramm

Zur diesjährigen Generalversammlung der IG Lehm kamen die fast 70 TeilnehmerInnen im Paradies zusammen. Paradies, ein Dorfteil der Gemeinde Schlatt TG, ist zugleich einer der Niederlassungsorte von Kubrix, einem noch frischen Unternehmenszusammenschluss dreier grosser Schweizer Ziegeleien (Keller, Brauchli und FBB Gruppe). Nach einem beflügelten und animierenden Vormittagsprogramm der Versammlung im benachbarten Restaurant, wo man auch Pausen für das gesellige Zusammensein geniessen konnte, lud Kubrix am Nachmittag zum Rahmenprogramm in der ortsansässigen Ziegelei ein. Dem Voran ging noch eine Einführung, siehe Beitrag unten.

Nicht nur der Fachverband spürt den stetigen Aufwind rund um das Material Lehm. Auch Kubrix reagiert auf die steigende Nachfrage nach Lehm. Neben den gebrannten Ziegeln aus den konventionellen Linien sind neu auch drei Lehmstein-Produkte von Kubrix auf dem Markt. In diesem Fall sind dies Grünlinge aus der Strangpresse. Das Strangpressverfahren beinhaltet eine ‚Vakuumierung‘ des Steines. Dieser Vorgang erhöht die Druckfestigkeit des Steins . Gleichzeitig wird aber auch die Haftung weiterer Schichten beeinträchtigt, was mit der Wasseraufnahme und dem Quellverhalten des hohen Tongehalts zusammenhängt.  Die Lehmsteine sind gemäss Hersteller nur für nicht tragende Innenwände oder für witterungsgeschützte verputzte Ausfachungen zu verwenden.Die Lehmstein-Produktion von Kubrix ist noch etwas verhalten. Die Produktionsabläufe für Lehmsteine sind im Gegensatz zu denen der gebrannten Ziegel noch nicht ganz automatisiert. Es braucht eine neue Koordination und neue, differenzierte Installationen, was wiederum von der Nachfrage abhängt. Solche Ansätze zur chancenreichen Neuorientierung sind jedoch erfreulich! Denn der Druck der umweltbedingten Bauwende sitzt auch den Ziegeleien im Nacken. Bei Kubrix mussten bereits fünf von acht Brennöfen eingestellt werden. Die Nachfrage sinkt generell und die Ressourcen für Backstein sind auch nicht endlos, was während einer aufschlussreichen Führung durch die Tongrube erläutert wurde. Mit bis zu 40% Tonanteil sind die Gruben der Gemeinde Schlatt schlicht ein Ton-Eldorado. Theoretisch würden die erdenen Rohstoffe vor Ort noch über 100 Jahre ausreichen, die paradiesische Hügellandschaft ist komplett abbaufähig, doch die Behörden setzen enge Grenzen. Bis zu einer Abbau-Bewilligung kann es gut 15 Jahre dauern, wobei vor dem ersten Spatenstich bereits schon die Renaturierung mit eingeplant werden muss. Dazwischen passiert aber noch so einiges.

 

Ist zuerst einmal die oberste Schicht, der sogenannte „Stopflehm“ abgetragen, kann bis zu einer Tiefe von ungefähr 30 Meter Material für die Ziegelproduktion abgebaut werden. Stopflehm ist mit anderen Bodenbestandteilen durchmischter Lehm und enthält viel Schottergestein - für die Verarbeitung bei Kubrix unbrauchbar und wird gerne für Bachabdichtungen und Renaturierungsprojekte weiterverwendet. Die unteren Grenzen der Grube werden durch den Grundwasserspiegel beeinflusst. Die entstandene Leere macht die Grube dann paradoxerweise erst zur Goldgrube für den Abbauer. Sie wird als Inertstoffdeponie genutzt und mit Schuttabfall wieder aufgefüllt. So sorgen die Gebühren für die Entsorgung bei der Ziegelei für ein lukratives Nebengeschäft. Dann stand noch die Frage im Grubenraum, warum Kubrix kein Aushubmaterial für die Produktion von Lehmsteinen nutzt? Die Qualitätssicherung sei schwierig und die Verschmutzungsgefahr des Materials zu gross. In der Runde wurde auch das Thema Up- und Recycling von Lehm als Abfallprodukt der Kieswaschung diskutiert. Viel Innovation und Inspiration waren auf der Führung durch die Tongruben mit dabei und regten allesamt weiter zu nicht enden wollenden Gesprächen über die Zukunft des Lehmbaus an.
In der Ziegelei sorgen dann Walzen und Mischer (wie Kollergang, Sumpfhaus,…) für die produktgerechte Zusammensetzung, Mahlen und Verdichten des Erdmaterials, bevor es in dutzend Meter langen Maschinenstrassen weiterverarbeitet, gepresst und anschliessend in der 100°C Abwärme des Brennofens während 2-3 Tagen passiv zu Grünlingen trocknet.
Vor dem Hintergrund der anbei erläuterten Erfahrungen und aktuellen Entwicklungen traten aus den Verbandsreihen immer wieder kritische Fragen hervor. Stets im besten Sinne für den Lehm. Doch wir freuen uns sehr über die CO2-freundlichere Entwicklung in der Ziegelbranche und wünschen Kubrix im Wirken mit Lehmprodukten für die Zukunft viel Erfolg.

Ein grosses Dankeschön an alle Beteiligten von Kubrix AG für die spannenden Beiträge und die interessante Führung auf dem Ziegelei-Areal im Paradies.

Nadine Janesch, 10.2.25

Einführung zu Lehmsteinen

Im Laufe der nun fast 40 Jahre Geschichte des jüngeren Lehmbaus in der Schweiz sammelten sich vielfältige Erfahrungen zur Anwendung verschiedener Lehmbautechniken, aber auch zu Produktentwicklungen an. Davon konnten die beiden altgedienten und erfahrenen Lehmbauer und langjährige Vorstandsmitglieder Rainer Hettenbach und Ralph Künzler erzählen und auch mit den entsprechenden Fragen den Dialog mit Kubrix-Team (Roberto Gazato, Karsten Weber, Ralf Müller)führen. Dabei ging es auch um die kritische Auseinandersetzung mit Grünlingen, also stranggepressten Lehmsteinen, die vor dem Brennvorgang aus dem Prozess genommen und getrocknet werden.

Begeisterung ruft bei Rainer Hettenbach immer noch der Lehmstein der Istighofer Ziegelei von vor 23 Jahren hervor, der von Christoph Metzler mitentwickelt wurde und auf einer hervorragenden Lehmmischung mit Chinaschilf basierte. Leider wurde dieser Lehmstein von zz wancor bei der Geschäftsübernahme durch Wienerberger aufgrund zu geringer Nachfrage nicht weiterverfolgt. Heute sieht dies wieder anders aus. Im Gegensatz dazu waren die Ambitionen anderer Akteure zum Scheitern verurteilt, weil sie im Rausch grosser Lehmbau-Versprechen die eingeschriebenen Materialeigenschaften nicht berücksichtigten. In der 1:1-Übertragung von Rohlingen für die Ziegelbrennung, eben die Grünlinge, auf den Lehmstein wird einerseits zu wenig in Betracht gezogen, dass die Materialentwicklung auf die weitere Verarbeitung mit Lehmputzen oder die Reparierbarkeit wichtig ist. Andererseits würde der Gedankensprung, dass der Brennvorgang entfällt, auch Möglichkeiten für andere Lehmarten und Lehmmischungen eröffnen. Es geht eben nicht um Lehmziegel (=gebrannt). Nicht zuletzt geht es zukünftig nicht mehr um die Verwendung von Lehm aus den eigenen, intensiv erkundeten Lehmgruben, sondern um den Aushub der unzähligen Baugruben landauf landab.

Ein weiteres Augenmerk galt den Zusatzstoffen, wovon beispielsweise Arwed Jungiger und Martin Rauch berichteten und etwa Schaudergeschichten mit Klärschlamm parat hatten oder von bizarren Preisgestaltungen erzählten. Insofern tut es Not die Entwicklung um Zumischungen im Lehm zu beobachten und kritisch zu hinterfragen. Zusätze wie Bariumkarbonat, synthetische Flockungsmittel oder schadstoffeintragender Abfallstoffe  jeglicher Art gehören aufgrund der fehlenden Kreislauffähigkeit und der unmöglichen Rückführbarkeit in die Natur nicht in die Lehmbaustoffe.

Bei allen Vorteilen der Grünlinge hinsichtlich Ökobilanz, und auch grundsätzlich schon guten Tragfähigkeit (im Vergleich zu formgepressten Steinen), bleibt die Oberflächenstruktur eine wesentlich zu lösende Aufgabe. Allenfalls wäre das Abschälen eine Möglichkeit oder auch messergeschnittene Grünlinge ohne Presshaut. Nun wurde für diese Produktpalette ein entsprechender Lehmputz entwickelt und kleinflächig getestet. Formgeschlagene Lehmsteine (Adobe) und formgepresste Lehmsteine sind i.d.R. mit allen gängigen Lehmputzen, etwa aus Aushub, verputzbar. Eine grössere Testfläche (> 10m2) und Tests verschiedener Lehmputze wäre wünschenswert, um zu sehen, ob die Grünlingsflächen allfällige Putzaufträge abstossen oder eine gewünschte optimale Verbindung erreicht werden kann. Aus Sicht vieler IG Lehm-Mitglieder ist aber die bislang hier auch angestrebte Lösung mit Ton-Kalk-Putz (nicht reversibel, kein Lehmbaustoff , Ton nicht das Bindemittel, das Material wird zum Zuschlag) oder allenfalls  kunststoffvergüteter Silikatschlämme nicht zielführend (fehlende Kreislauffähigkeit bzw. keine Rückführbarkeit)

Für eine vorrangige Anwendung im Innenbereich wäre ein Weiterdenken in Lehmbaustoffen wünschenswert, was aber eine Entwicklungsarbeit bei der Mischung und im Prozess erfordert. Auch Lehmmörtel muss natürlich auf die Steine abgestimmt werden, damit die Tragfähigkeit der ganzen Wand letztlich stimmt und heute schon gelingt.

Christiane Löffler, 14.3.25

Beteiligte Firmen
Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz

Ort

Schlatt TG/ Neuparadies