Generationenhaus Titterten und Lehmwerk Seewen

Tour der Suisse aktuell

Besuche bei unseren Mitgliedern

Zeit: Samstag, 20. April 2024

Ort: Seewen SO und Titterten BL

Treffpunkt: 12:45 Bödeli 12, 4206 Seewen

Thema: Mehrgenerationenhaus in Holz, Lehm und Stroh

Besuch Lehmwerk

Besichtigung Generationenhaus Titterten

• Stampflehm
• Lehmputz und Lehmplatten aus Aushub
• Stroh, Kalk, Holz

Der Vorstand freut sich, Euch zur nächsten Besichtigung einzuladen. Wir dürfen ein gelungenes Projekt in Titterten BL besichtigen, in welchem das genutzte Potenzial unseres IG Lehm Netzwerkes sichtbar wird. Vorab zur Besichtigung dürfen wir bei der Firma Lehmwerk in Seewen einen Besuch abstatten, welche die Lehmbauplatten aus dem Aushubmaterial für Titterten herstellte.

Generationenhaus
Dank konsequenten Auflagen der Bauherrschaft, engagierten Handwerkern und einer optimistischen Architektin konnte ein nachhaltiges Generationen-Projekt fertig gestellt werden.

Lehm, Kalk, Stroh und Holz finden in unterschiedlichen Anwendungen ihren Platz. Nachfolgend einige der Themen und Herausforderungen über die wir vor Ort gerne mehr erzählen und uns auf einen Austausch mit Euch freuen:

• Verwendung v. Ortslehm für die Herstellung von Lehmbauplatten+Stampflehm
• Kalkspachtelungen und fugenlose Kalkkaseinböden
• Holzständerbau in Kombination Lehmbauplatten und Strohdämmung
• Auflagen des Brandschutzes
• Synergien durch gemeinsam genutzte Technik, Erdsonden-Wärmepumpe
• Einsatz von Bauteilen aus der Wiederverwendung
• Erkenntnisse nach Bauabschluss

Beteiligte Bau:

• Planung: snas-Architektur u. Schnittstellen GmbH, Sonja Negash, 4058 Basel
• Holzbau: NM Holzbau GmbH, Nussbaumer/Miesch, 4425 Titterten
• Lehmbau: MaurerSchlumpf, Christian Schlumpf, 4451 Wintersingen
• Lehmwerk, Marc Hübner, 4143 Dornach
• Lehmag AG, Felix Hilgert, Lukas Baumann, 6440 Brunnen

Programm:
12:45- 14:00 Begrüssung + Firma Lehmwerk wird vorgestellt
Begrüssung durch den Vorstand IG Lehm. Marc Hübner gibt einen Einblick in seine Firma Lehmwerk, welche Lehmsteine, Lehmputze und Lehmbauplatten produziert.

14:30- 16:30 Besichtigung Generationenprojekt in Titterten
Architektin Sonja Negash, die Bauherrschaft und anwesenden Handwerker präsentieren ihr gelungenes Projekt. Sie erzählen aus ihren Perspektiven, teilen ihre Erfahrungen und zeigen, warum trotz einheitlichem Erscheinungsbild drei charakteristisch völlig unterschiedliche Wohneinheiten entstanden sind.

16:30- offen
Ausklang bei Kaffee und Kuchen

Einladung Seewen-Titterten

Bericht Besichtigungen

Eine Gruppe von etwa 25 IG-Lehm-Mitgliedern traf sich an einem aufstartenden Frühlingstag in Seewen zur Besichtigung des Lehmwerks. Die Firma produziert in einem ehemaligen Sägewerk Lehmplatten und Lehmputze (Grund und Deckputze). Maschinenbauingenieur Marc Hübner beweist außergewöhnlichen Erfindungsgeist, um die Produktion in seinem kleinen Betrieb effizient zu gestalten. Sogar ein Roboter wird eingesetzt, um die Platten für das Trocknen von Punkt A nach B zu bewegen respektive zu stapeln. Grosse Mischer werden vom Geschoss darüber befüllt, unter anderem auch ein umfunktionierter Fahrmischer, und die fertige Lehmmischung kann unten entnommen und transportfertig gemacht werden.

Der zweite Teil der Besichtigung brachte uns nach Titterten zum Mehrgenerationen-Projekt einer Familie, die mit insgesamt drei Parteien, in einer Altersspanne von Großeltern bis Enkel, zwei Häuser aus Lehm, Holz, Stroh und Kalk bauen liessen bzw. selbst mitbauten.
Die Architektin Sonja Negash, der Holzbauer Dominik Miesch, NM Holzbau und der Lehm- und Kalkverputzer Christian Schlumpf präsentierten ihr Arbeit und gelungene Zusammenarbeit.
Vor Ort überzeugt die ungewohnte Haptik der unebenen Kasein-Böden in den Bädern, der warmen lehmverputzten Wände und der vielzähligen Holzoberflächen.
Hinter dem Lehmputz der Außenwände verbirgt sich bei einem Teil der Wände ein Aufbau ohne Dampfbremse mit einer Holzständerkonstruktion mit Stroh ausgefacht und mit Lehmplatten aus lokalem Aushubmaterial und einer Wandheizung belegt.
Es finden sich Bauteile in den Gebäuden, die ihr eigene Geschichte mitbringen - so wurden Holz-Innentüren aus einem anderen Haus wiederverwendet und eingepasst. Auch Küchenelemente von einer gebrauchten Küche wurden gekonnt mit neuen Elementen aus Holz kombiniert.

Wir haben uns Zeit gelassen, das Haus zu erkunden und sind dabei mit den Projektbeteiligten in einen interessanten Austausch gekommen. Schön war auch die Zufriedenheit der Bauherrschaft, die trotz manch unsteten Zeiten der letzten Jahre nun mit Gleichgesinnten konsequent ökologische Materialien einbauen konnten.

Nach den beiden Besichtigungen des Lehmwerks und des Mehrgenerationen-Projekts können wir viele neue Anregungen mitnehmen und haben klare Argumente an der Hand, die für den Einsatz von Holz, Lehm, Stroh, Kalk und gebrauchte Elemente im Bauen sprechen.

Maria Freimann, 6. Mai 2024