Massivbau

Ganze Städte wurden in massiver Lehmbauweise errichtet. Überall auf der Welt haben sich unterschiedlichste Techniken entwickelt. Im europäischen Raum kommen vielfach Lehmsteine, Stampflehm und Wellerlehm zur Anwendung.


Massivlehmsteine

Anwendungsbereich:
Als wärmespeichernde und schalldämmende lnnenwände, selbsttragend.
Auch als wärmespeichernde Innenschale von Aussenwänden oder als Ausfachung im Skelett oder Fachwerkbau.

Inhaltsstoffe:
Lehm, Sand, eventuell Strohhäcksel.

Verarbeitung:
Vermauern im Verband mit Lehmmörtel.
Seitliche Anschlüsse ans Holz gleitend mittels Dreikantleisten (Setzmass), nach oben eventuell mit Wollezopf (Schall).

Jahreszeitliche Ausführung:
Innen das ganze Jahr, aussen bei Temperaturen über 0°C!

Ausführungskompetenz:
Eignung für Selbstbau sehr gut. Anleitung durch Lehmbauer/-in.

Raumgewicht:
1800 - 2000 kg/m3. Achtung Statik, Steine bringen viel Gewicht.

Spezielles:
Massivlehmsteine können auf der Baustelle in Holzformen mit Aushublehm hergestellt werden.

Wichtig:
Bei örtlicher Herstellung ist ein gedeckter Trocknungsplatz eine wichtige Voraussetzung.
Massivlehmsteine aller Art sind im Naturbaustoffhandel erhältlich.
Grünlinge (ungebrannte Backsteine) sind wegen ihrem Quellverhalten auf ihre Eignung zu prüfen.


Stampflehm

Anwendungsbereich:
Lasttragende und selbsttragende Wände
Wärmespeichernde Massekörper

Stampflehmböden

Inhaltsstoffe:
Steiniger, magerer Aushublehm, erdfeucht.

Verarbeitung:
Der Lehm wird in Schichten von 10-12 cm in eine Schalung geschüttet und sehr gut festgestampft. das Volumen reduziert sich dadurch um ca. 50%. Die Schalung muss die gleichen statischen Anforderungen erfüllen wie bei Betonschalungen. Möglichst wenige Bindstellen für gute Begehbarkeit.

Arbeitsgerät: Handstampfer oder Pressluftstampfer.

Traditionell wird das fertig gestampfte Element sofort ausgeschalt und seitlich abgetreppt; dann wird das nächste angefügt. So wächst das Haus rundum jeweils um Elementhöhe. Im modernen Lehmbau werden Wandelemente am Stück geschalt und gestampft (max. Elementhöhe: 2m).
Dies setzt optimierte Lehmmischungen mit einem minimalen Schwundmass voraus.

Fenster- und Türstürze aus Holzbalken werden direkt auf die Lehmwand aufgelegt. Sturzausbildung in Stahl oder Ortbeton sind ebenfalls üblich. Punktlasten vermeiden. Zulässige Druckspannung: 2 - 5 kg/cm2. Schwundmass: 1-2 %

Jahreszeitliche Ausführung:
Frühling bis Herbst, im Innenbereich ganzjährig.
Trocknungszeit 1 - 3 Monate je nach Wandstärke. Kein Frost während der Trocknungszeit!

Ausführungskompetenz:
Im Selbstbau als Mithilfe empfohlen, immer Anleitung durch Fachmann/-frau.
Hohe Anforderung an Kompetenz für Schalungs- und Stampftechnik erforderlich.

Raumgewicht:
2000-2200 kg/m3.
Achtung Statik: grosse Gewichte erfordern entsprechende Unterbauten!

Bewitterung:
Aussenwände benötigen einen konstruktiven Wetterschutz.


Leichtlehmsteine

Anwendungsbereich:
Als Wärme- und schalldämmende Aussen- und Innenwände im Holzskelettbau.
Als Aussenwand-Innendämmung.

Inhaltsstoffe:
Lehm und Stroh (auch Lehm und Hanfschäben oder Lehm und Holzhäcksel etc.).

Verarbeitung:
Vermauern der Steine erfolgt mit Lehm-Leichtmörtel. Steine schneiden mit „Alligator“ oder Ytongsäge. Anschlüsse ans Holz mittels Dreikantleiste.

Jahreszeitliche Ausführung:
Innen das ganze Jahr, im Aussenwandbereich Frost vermeiden.

Ausführungskompetenz:
Sehr geeignet für den Selbstbau, Die Anleitung durch Lehmbauer/-in wird empfohlen.

Raumgewicht:
650 - 850 kg/m3

Verputz:
Lehmputz innen.

Spezielles:
Strohlehmsteine können im Sommer auf der Baustelle hergestellt und im Winter vermauert werden. Dafür ist ein gedeckter Trocknungsplatz wichtige Voraussetzung. Strohlehmsteine haben Trocknungszeiten bis 3 Monate.
Hersteller: verschiedene Fertigprodukte sind im Naturbaustoffhandel erhältlich.


Wellerlehmbau

Anwendungsbereich:
Aussenwände und Innenwände.
Eine Wellerlehmwand ist bei entsprechender Dimensionierung und nach ausreichender Trocknung statisch belastbar.

Zusammensetzung:
Für den Wellerbau können die meisten Lehme verwendet werden. Sehr fetter Lehm ist ungeeignet, ebenso sehr steiniger Lehm.

Stroh von 30 bis 40cm Länge.

Mischungsverhältnisse:
für magere Lehme 20Kg, für fette Lehme 25Kg Stroh pro m3 loser Lehmmasse.

Aufbereitung / Verarbeitung:
Lehm und Stroh abwechselnd aufsetzen, mit Wasser übergiessen und durcharbeiten.
Vor dem Einbau ruhen lassen (mauken).
Maschinelles Mischen der Wellermasse mit Gartenfräse oder Kompostumsetzer, Wasser beigeben, kneten der Masse mit Pneulader oder Traktor und ruhen (mauken) lassen.
Aufsetzen der einzelnen Wellerpatzen mittels Gabel in Satzhöhe (50 bis 90cm).Angestrebte Wandstärke plus 10 cm aufschichten.
Nach zwei bis fünf Tagen (Witterungsabhängig) mit speziellen Wellerspaten senkrecht abstechen.

Jahreszeitliche Ausführung:
Mai bis August (sehr lange Austrocknungszeit beachten), Eignung für Selbstbau.

Ausführungskompetenz:
Anleitung durch Fachperson notwendig.

Raumgewicht:
1300 - 1700 kg/m3

Oberfläche:
Auf Sicht oder mit Lehmputz innen und/oder aussen, konstruktiven Wetterschutz beachten!

Spezielles:
In der Austrocknungsphase für gute Belüftung sorgen, die Oberflächen sind wegen den organischen Anteilen schimmelanfällig.


Ausfachungen

Anwendungsbereich:
Aussenwände und Innenwände.
Ausfachung von Flechtwerken traditionell bei Fachwerken, vor allem also bei Umbauten.

Inhaltsstoffe:
Lehm und Stroh (auch Lehm und Hanfschäben oder Lehm und Holzhäcksel etc.).

Verarbeitung:
Der Leichtlehm bringt sich durch Druck oder Schwung mit dem Flechtwerk in Verbindung und füllt das Fachwerk dadurch aus.

Jahreszeitliche Ausführung:
Innen das ganze Jahr, im Aussenwandbereich Frost vermeiden.

Ausführungskompetenz:
Sehr geeignet für den Selbstbau. Die Anleitung durch Lehmbauer/-in wird empfohlen.

Raumgewicht:
kg/m3

Verputz:
Lehmputz innen.

Spezielles:
Trocknungszeiten eine Woche pro Zentimeter Auftrag pro Seite


Ausblick

Es gibt einige Forschungsprojekte zu Flüssiglehm ohne Zement.

Der Lehm (auch Aushublehm) wird durch Zusatzstoffe flüssig gemacht, um in einer Schalung vergossen zu werden. Innerhalb kurzer Zeit verfestigt sich der Lehm dann aufgrund weiterer Zusatzstoffe wieder. Er behält weiterhin die vorteilhaften Eigenschaften, kann nach derzeitigem Forschungsstand aber nur begrenzt rezykliert werden.